Wie funktioniert eigentlich Plakatdruck?

Die PLAKATUNION besucht eine Druckerei für Großformate und beleuchtet den Entstehungsprozess von 18/1- und CLP-Plakaten. Im letzten Teil unserer Reportage zeigen wir den Druckvorgang selbst und schließlich die Sortierung der einzelnen Bögen.

Farbdichte messen mit dem Densitometer
Wir treffen auf Alexander Tölkes, einen gut gelaunten Drucker, der mit seinem Kollegen Richard Haage gerade den nächsten Bogen für die KBA Rapida vorbereitet. Vier Druckplatten werden in vier riesigen Drucktürmen eingespannt. Zahlreiche Feinjustierungen sind nötig, und der erste wichtige Schritt, bevor die Rollen die endgültige Produktion vornehmen, ist die Einrichtung der Farbgenauigkeit. Zu diesem Zweck wird erst einmal gedruckt, und dann geprüft: Im Groben bestimmt zwar die Maschine die Farbdichte, aber pro Bogen der vier Teile eines 18/1-Formats gehen 20-25 Minuten zur Feinjustierung drauf. Tölkes bestimmt das mit seiner Erfahrung durchaus mit dem Auge, aber ein Densitometer hilft zusätzlich und gibt Vorgaben zur farblichen Anpassung der Bögen aus. 

Ist dieser Schritt erledigt, kann die imposante KBA Rapida richtig loslegen. Von Maschinen dieser Größe sind in Deutschland nur etwa 7-8 Exemplare im Einsatz. Hier in Kempen werden neben großformatigen Plakaten auch Pack-Banderolen für Baustoffe und andere Ware hergestellt, außerdem Kalender, Displays und alles andere Mögliche, das eben über ein DIN A 1-Plakat hinausgeht. 600-700 verschiedene Motive jagen jährlich durch die Maschinen von te Neues.

Kein Wunder also, dass hier unglaubliche Mengen an Papier lagern. Eine Palette mit ca. 500 Bögen wiegt jeweils rund 1 Tonne. Wöchentlich werden die Fasern geliefert – und dank der Standardgrößen für CLP und Großfläche hat der Betrieb immer einen hohen Vorrat vor Ort. Die KBA zieht derweil im Anfangsabschnitt ihrer Stationen die ersten Einzelbögen ein: Saugnäpfe geraten gierig in Bewegung, Luft wird durch Schläuche zugeführt, damit der Bogen sich heben kann. Ein äußerst wichtiger, genauer Vorgang, denn wie man es vom Heimdrucker kennt, führen zwei gleichzeitig eingezogene Bögen zu einem „Papierstau“. Eine Verkeilung in der Feinmechanik der riesigen KBA würde allerdings zu weitaus ärgeren Problemen führen. 

Techno-Symphonie in 4c
Dann geht das Papier in die Rollen: Aus großen Tonnen rund fünf Meter abseits der Maschine werden die vier Grundfarben über silberne Rohre an den Wänden und Decken zur KBA geführt. Aus den Düsen über den rotierenden Walzen tropft es dickflüssig in Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Der Druck verläuft „nass in nass“, und die festen Farben vermischen dabei nicht. Die spezielle Affichenfarbe mit besonders hoher Lichtechtigkeit (kann siebenfach länger draußen im Tageslicht hängen ohne zu verblassen) gleicht in der Konsistenz am ehesten einer klassischen Kasein- bzw. Plakafarbe.

Am Ende der KBA rauschen die fertigen Bögen in Höchstgeschwindigkeit auf eine neue Palette, Takt in Takt. Der Sound der Maschine könnte sich dem Mix eines guten Techno-DJs nahtlos anfügen: Tchak-e-tchak, Tchak-e-tchak, Tchak-e-tchak. Der Geruch von Farbe und Papier berauscht zusätzlich. Aber auch 2000 Bögen sind nach rund 20 Minuten erledigt. Dann wird neu bestückt: die alten Druckplatten müssen raus, werden zum Recycling entsorgt, neue eingespannt, und dann beginnt die Feinjustierung und der anschließende Druckvorgang wieder von vorn. Bis alle vier Bögen für das 18/1-Format hergestellt sind.

Am Ende der Produktionsstraße
Wir ziehen weiter, mittlerweile ist es ein später Nachmittag im Dezember geworden und die Hallen leeren sich. „Alle Kalender für 2018 sind produziert, die Kollegen können ihre vielen Überstunden jetzt gut abbauen,“ erzählt Rainer Schossau. Auch im Beschnitt und an der Plakatfalzmaschine herrscht bereits Feierabend. Nur ganz hinten, am Ende des Betriebsgeländes, befüllt Manfred Lenzen noch fleißig die Plakatzusammentragmaschine. Am Ende der Kette ist die Produktivität etwas gelassener, auch wenn sich der gleichmäßige Maschinensound hier wieder fortsetzt, wo die fertig gefalzten Bögen von Saugnäpfen in eine Sortierstraße eingezogen und zu versandfertigen Päckchen von jeweils vier Bögen gebündelt werden. 

Die Schlagzahl nimmt im Laufe dieser Produktionskette kontinuierlich ab: Können im Druck noch bis zu 6000 Bögen pro Stunde die Halle verlassen, gehen beim Schneiden „nur noch“ bis zu 4000 Bögen durch. Die Kapazität beim Falzen reich für rund 1500 und beim Zusammentragen für nur noch 400 Bögen pro Stunde. „Ein Stau entsteht dabei nicht,“ erklärt uns Rainer Schossau zum Schluss. „Wir müssen halt die Schichten der Kollegen an den Maschinen entsprechend takten.“ 

Vom Takt ist in so einer Druckerei vieles abhängig. Das haben wir vorhin schon deutlich gehört. Ebenso von der Organisation und Logistik, aber das ist in vielen Unternehmen wichtig. Hier in Kempen – und das gilt sicherlich ebenso für andere Druckereien – spielen auch die Arbeitsatmosphäre und ein menschlicher Umgang miteinander eine große Rolle, damit bis zur letzten Arbeitskraft alles verlässlich und optimal läuft. Auch Manfred Lenzen am Ende der Produktion ist bestens gelaunt, obwohl er alleine an der Maschine steht: „Ich passe auf, dass die Bögen alle in korrekter Reihenfolge und Richtung liegen. Damit beim Kleben nicht plötzlich die Schriften auf dem Kopf stehen“. So trägt jeder einzelne Mitarbeiter seinen Teil dazu bei, dass vom PDF bis zum letzten Bogenteil ein einwandfreies Plakat entsteht.

 

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